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Pfarrkirche St. Andrä i. S.
Geschichte der Pfarrkirche St. Andrä i.S.
gesammelt von H. Gradischnik und R.E. Kramberger überarbeitet von Heinrich Prokschy.
Chronologie der Pfarrkirche
970 | Kaiser Otto I. schenkt den Wald Sausal ("forestum susil") dem Erzbischof Friedrich von Salzburg |
977 | Erste Erwähnung der "süßen Täler" ("dulces valles"). Süßentäler ist der mittelalterliche Name für das westliche Sausalhügelland, das Gebiet von St. Andrä. |
1168 | Pfarrer Konrad von St. Florian erwirbt im Tauschweg von Erzbischof Adalbert von Salzburg die Landschaft Süßentäler. |
1244 | Die Kapelle St. Andrä wird bei der Mutterpfarre St. Florian erwähnt. |
15 Jhdt. | Die gotische Kirche wird in drei Abschnitten erbaut. |
1723 | Barockisierung der Kirche |
Ursprünglich hatte die Kirche die Form einer kleinen Kapelle mit sehr niedrigen Fenstern, die zweimal vergrößert wurden. Später wurde die Kirche zum wiederholten Male umgebaut und vergrößert. Wegen Platzmangels erfolgte der Neubau quer über die alte Kirche in Ost-West-Richtung. Das Portal ist noch im Turm erhalten. Leider ist das genaue Baujahr nicht bekannt. Man entdeckte an der Südseite des Turmes einen Ziegel, auf dem die Jahreszahl 1440 stand. Auch die älteste "Zügen"glocke trug in liegender Schriftstellung die Buchstaben MD (=1500). Es ist daher anzunehmen, daß die Kirche um dieses Jahr erbaut wurde.
Die Kirche in der heutigen Gestalt ist ein Barockbau, der im Jahre 1723 fertiggestellt wurde. (Diese Jahreszahl ist am Türstock des Haupteinganges ersichtlich).
Der Kirchturm war bei der ersten Kirche so niedrig, daß er nur bis zum sogenannten "lichten" Boden reichte. Beim Umbau der Kirche wurde er um zwei Stockwerke erhöht. Er trug im ganzen fünf Glocken, die im 1. Weltkrieg (1914-1918) auch "einrücken" mußten und nicht mehr heimkehrten. Nur die einzige "Zügen"glocke konnte bleiben. Sie hatte einen schönen Klang, die Leute nannten Sie daher "Silberglocke". Im 2. Weltkrieg (1939-1945) wurde auch diese Glocke ein Kriegsopfer und mußte zur Metallsammlung abgeliefert werden. Im Jahre 1923 wurden gute alte Stahlglocken der Fa. Böhler/Kapfenberg angeschafft, welche auch diesen Krieg glücklich überlebten. Die alte Orgel unserer Kirche stammte aus dem Jahre 1812 von einem Grazer Orgelbauer. Die heutige Orgel wurde im Jahre 1962 errichtet.
Ausstattung der Pfarrkirche St. Andrä i.S.
Die jetzige rechte Seitenkapelle - der "Schmerzhaften Muttergottes" geweiht - war im gotischen Stil erbaut und bildete das alte Presbyterium. Die Statue des Hl. Andreas könnte eine Figur des alten Hochaltars sein und steht heute zwischen den Bildern der Rosenkranzkönigin und dem Hl. Laurentius an der Südseite. Diese Statue und später die Statue der Schmerzhaften Muttergottes standen seinerzeit in der Turmnische neben dem Seiteneingang der heutigen Kirche.
Die früheren gotischen Fenster wurden bei der Renovierung 1972/73 freigelegt, aber wieder vermauert. Am Boden befindet sich eine Gruftplatte mit dem (jetzt unkenntlichen) Wappen der Stubenberger, die im Mittelalter die Besitzer von Schloß Waldschach waren. Zwei Steinplatten bedecken eine Gruft, in der die Grafen von Stubenberg und zwei Barone von Gleinz, ebenfalls einmal Besitzer von Waldschach, begraben liegen. Im rechten Fenster ist ein Fragment der gotischen Glasfenster: Wappen der Stubenberger mit Umschrift "Magdalena von Stubenberg für sein Gemahl 1536".
Der Altar der Pfarrkirche St. Andrä-Höch
Der Altar der Seitenkapelle ("Schmerzhafter Muttergottes) gilt als großes Kunstwerk des Barock. Die Seitenkapelle dient in der Karwoche auch als Grabkapelle, weil dort auch die beiden Beichtstühle der Kirche stehen. Die Kirche hat neben dem schon erwähnten Altar der Seitenkapelle noch drei Altäre:
Am rechten Seitenaltar ("Herz.-Jesu") befinden sich zu beiden Seiten vorzügliche Figuren von Max Schokottnig (1661-1731), dem bedeutenden steirischen Barockbildhauer.
Den rechten Seitenaltar zieren der Hl. Joachim und Anna, die Eltern der Gottesmutter und ein Bild des Grafen Carl Weukhardt Breiner (Besitzer von Waldschach) mit Gattin und 19 Kindern unter dem Schutzmantel Mariens. Auf der Rückseite dieses Bildes steht folgender Bericht:
"Anno 1723 Carl Weukhardt Graf Breiner der R.K. avh.K.C.M. Kamerer Weurekk gehaimer Rath und Landeshauptmann im Steuer, hat mit seiner Frau Gemahlin Maria Cäcilia Gräfin Breinerin, geborene Gräfin von Dietrichstein, nachfolgende Kinder erzeugt:
Söhne: Carl-Adam, Joseph-Joachim, Franz-Antoni, Leopold-Joseph, Ferdinand-Johannes, Siegmund-Joseph, Leopold-Johannes.
Töchter: Maria Catherina, Maria Josefa, Maria Anna, Maria Antonia, Maria Theresia, Maria Charlota, Maria Aloisia, Maria Eleonora, Maria Barbara, Maria Charlota, Maria Cäcilia, Maria Aloisia."
Flankiert ist das Gemälde von den Statuen: Hl. Schutzengel und Erzengel Michael mit der Waage und Schwert.
Am linken Seitenaltar ("Marien- oder Lourdesaltar") sieht man die Statuen des Hl. Nikolaus mit Bischofsstab, Evangeliumbuch und Äpfeln darauf und als Gegenstück die des Hl. Blasius mit den zwei gekreuzten Kerzen.
Das Bild im Altaroberbau stellt den Tod des Hl. Xaver auf der Insel Sanzian dar. Die Staturen am Hochbau des Altares sind der Hl. König Oswald (Hühnerpatron) und der Hl. Landwirt Isidor. Die früheren Altarbilder an der linken Kirchenwand (Westseite) sind bezeichnet mit "Johann Veit Haukh 1723": Das eine Bild stellt den Hl. Urban (Weinheiliger) dar und gilt wegen seiner Komposition als besonders gelungen. Der Hl. Urban kniet auf einem Wolkenschemel, den Engel tragen. Im Hintergrund ist ein abziehendes Gewitter mit einem aufleuchtenden Blitz zu sehen.
Das zweite Bild stellt den Hl. Märtyrer Johann von Nepomuk dar, der von König Wenzel in Prag in die Moldau gestürzt wurde. Im oberen Teil des Bildes ist die Darstellung der Heiligsten Dreifaltigkeit insofern interessant, als Gottvater, die Hauptgestalt auf seinen gekreuzigten Sohn blickt, den ein Engel auf einem bedeutend kleineren Kreuze dem Hl. Johannes zur Betrachtung vorhält, während der Hl. Geist in der Gestalt einer Taube neben Gottvater schwebt. Im unteren Teil des Bildes ist die Moldau, mit dem Leichnam des Hl. Johannes im Wasser liegend, mit den schwimmenden Sternen dargestellt.
Der Hauptaltar mit dem prachtvollen Hochbau in reichem Barock ist ein Frühwerk von Veit Königer und stammt aus dem Jahr 1758. Königer gilt als der bedeutendste steirische Bildhauer des Spätbarocks (1729 - 1792). Das Altarbild zeigt den Hl. Apostel Andreas, wie er vor seinem Schrägkreuz, an dem er sein Leben für Christus lassen mußte, steht, in der Stadt Achaija in Szytien, wo er das Evangelium Christi predigte. Es ist bezeichnet mit "Phil. Carl Laubmann 1758".
Die Seitenkapelle mit dem alten Fresco stammt aus dem Jahre 1168, man kann die sichtbaren Seiteneingänge und Fensterausrahmungen erkennen.
Renovierung der Pfarrkirche
1998 wurde die Kirche innen einer umfassenden Renovierung unterzogen. Die alten Holzbänke wurden hergerichtet, die Gemälde wurden ausgebessert und der Boden wurde zum Teil neu verlegt. Im Zuge der Renovierungsarbeiten wurde auch ein altes Wandgemälde, das hinter dem verputzten Mauerwerk gefunden wurde, restauriert. Unter anderem wurde auch die rechte Seitenpforte wieder geöffnet.